Was wird sein ...
Was wird sein, wenn die erste Verliebtheit, der Reiz des Neuen verflogen ist; wenn die Lebensgeschichten und Ansichten ausgetauscht und die Idealisierung des Gegenübers langsam der Realität weicht?
Wird unsere Verliebtheit etwas Größerem weichen, einem Zusammengehörigkeitsgefühl, einem in die gleiche Richtung sehen und gehen? Wird sie der Akzeptanz für einander weichen und der Erkenntnis, dass niemand - aber auch wirklich niemand perfekt ist? (Wäre wohl auf Dauer auch ganz schön langweilig ;-)) Oder bleiben wir zusammen - uns erstarrt unter Anderem durch die Angst vorm Alleinsein auf so manchen faulen Kompromiss einlassend? (Vergiss es - da bin ich die falsche Adresse ...)
Werden wir dem gerecht werden können, dass bei allem "Wir" immer ein "Du" und ein "Ich" bleiben werden? Oder werden Einengung bis hin zu kranken Besitzansprüchen jedes positive Gefühl vertreiben ...
Werden wir in bereit sein, das "Du" immer wieder neu zu entdecken? Oder werden wir uns auf unsere fertige Meinung ausruhen, ungeachtet der Tatsache, dass sich sowohl das "Du als auch das "Ich" stets verändern und entwickeln ...
Werden wir das Kunststück vollbringen, einander nahe zu sein, ohne die Luft zum Atmen zu nehmen; Gespür für einander entwickeln können, was an Nähe gerade angebracht ist und was nicht?
Das ganze Leben besteht unter anderem aus Kompromissen;-) In wieweit werden wir aber in der Lage sein, unsere Wünsche und Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen, ohne dass es für die Eine oder den Anderen in einen faulen Kompromiss ausartet?
Werden wir einander respektieren, wie wir sind - mit allen schrägen und unausgegorenen Ideen und Gedanken - und mögen sie für den anderen noch so wenig nachvollziehbar sein? Werden wir gerade diese Gedanken sehen als das was sie sein können - nämlich Quell der Auseinandersetzung und Lebendigkeit? Oder werden wir einander oft nicht ernst nehmen, gar die Ohren vollnörgeln oder gar manipulative Umerziehungsversuche starten ...
Werden wir ehrlich miteinander sein können, so hart die Wahrheit auch manchmal sein kann? Oder werden sich Lügen, Selbstdarstellungs- und sonstige Rollenspiele einschleichen ...
Werden wir uneingeschränkt zu uns selbst und zu einander stehen können; auch in der Öffentlichkeit rumalbern, knutschen, lachen können? Oder wird der kleingeistige Satz "Was sollen die Leute denken ..." für uns eine Bedeutung erlangen ...
Werden wir in der Lage sein, uns gegenseitig eines auf den Deckel zu geben, falls der Eine oder die Andere sich einmal gedankenlos, engstirnig, ungerecht, überheblich zeigt? Oder werden wir schweigen, schlucken - um des lieben Frieden Willens ...
Wenn die eine oder der andere wieder einmal meint, in grenzenloser Selbstüberschätzung die Last der ganzen Welt auf seine Schultern laden zu müssen, gelingt es, einander zu entlasten - oder gar zurück auf den Boden helfen?
Werden wir lernen, mit unseren Stimmungsschwankungen, Ängsten, lateralen Extrem-Gedankensprüngen, zeitweiliger Scheinabwesenheit und sonstigen Kratzern und Macken klar zu kommen, ja sie sogar lieb zu gewinnen - nichts persönlich zu nehmen, was nicht persönlich gemeint ist? Oder werden wir uns damit aneinander aufreiben - ohne jede Erkenntnis, was wirklich dahinter steckt ...
Werden wir in der Lage sein, Fehler zeitig einzugestehen? Oder werden wir rechthaberisch, stur und wider besseren Wissens an Irrtümern festhalten ...
Werden wir - auch im heftigsten Streit - den Respekt vor einander wahren können? Oder übel in verletzende Unsachlichkeit abgleiten ...
Werden wir unseren Respekt und unsere Zärtlichkeit für die Wesen und Dinge im Alltag bewahren können? Oder werden wir verbittern - verzweifeln und unserem manchmal nötigen Galgenhumor, unserem Sarkasmus irgendwann mehr Glauben schenken als unserer Liebe ...
Werden wir rechtzeitig erkennen und uns gegenseitig in die Realität zurückhelfen können; uns rechtzeitig daran erinnern, was wirklich zählt • wenn der Alltag in Gewohnheit versinkt; • wenn die Eine oder der Andere in Arbeit versackt; • wenn die Lebensfreude sich davonschleicht und wir aufhören miteinander zu lachen; • wenn Gespräche zum reinen Banalitätenaustausch verkommen • oder wenn gar das große Schweigen beginnt; • wenn wir aufhören zu hinterfragen; • wenn wir anfangen gleichgültig und bequem zu werden, wo kämpfen angesagt wäre; kurz: wenn wir aufhören zu leben und anfangen uns leben zu lassen ... ???
Werden wir die Kunst, Allem das Beste abzugewinnen, üben und bewahren können, selbst wenn das Glück uns verlässt und Not und Krankheit die Oberhand gewinnen; werden wir auch dann noch uneingeschränkt zu einander stehen? Oder wird sich dann unsere "Beziehung" als einzige Lüge - als schlichter Deal entpuppen ...
Viele Extreme habe ich jetzt aufgezeichnet. Aber da zum Glück niemand perfekt ist, wird die Wahrheit wohl irgendwie dazwischen liegen. Mein größter Beziehungswunsch ist einfach nur der, Fehlentwicklungen und Stillstand rechtzeitig zu erkennen ...
Doch sollten wir je so scheitern - uns meilenweit von einander entfernt wiederfinden - um dann erkennen zu müssen, dass wir längst verschiedene Wege eingeschlagen haben - wenn uns nicht genug mehr bei einander hält - werden wir verbittert sein, uns im Selbstmitleid suhlen - böse auf einander - ja auf Gott und ganze Welt sein?
Dann haben wir wirklich im Leben versagt. Können wir aber aus Überzeugung sagen: Danke, dass ich ein Stück weit mit diesem einzigartigen Menschen gehen durfte - leben - lieben - lachen - weinen - lernen ... Wo er auch immer ist, ein Stück von ihm wird immer in meinem Herzen bleiben - dann ist es gut wie es ist ..
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